reifen


Worry-Doll aus Guatemala
Ich muss schon sagen: es ist auch eine Zeit der Reife, in der wir leben. Niemand kommt an der Palette der Bildungsmöglichkeiten vorbei, auch wenn sich ungeheure Problematiken in den Schulzentren ballen, wo die herrschenden Zustände eine Gefahr aufgewirbelt haben, die kaum mehr zu bändigen ist. Wer würde nicht gerne von Berufen flüchten, in denen alles verlangt und keiner geschont oder gebührlich bezahlt wird. Wo es doch gerade darum geht, dass der oder die Einzelne besser gehört, besser gesehen wird, besser eingeordnet werden kann in das Gesamtbild aller lebenden Persönlichkeiten. Vielleicht haben wir, die gerade Lebenden, nicht gründlich genug verstanden, woran so viele Menschen (schon immer?) zugrunde gingen und gehen. So, als wäre es selbstverständlich, das Leben überhaupt nicht mehr als ein Fest zu sehen, oder als ein Abenteuer, in dem man bestimmte Prüfungen bestehen kann, aber nicht muss, denn wenn sie nicht gestorben sind, leben sie ja noch heute. Die Prüfungen sind allerdings auch geblieben, vielleicht etwas geballter, sodass der Held oder die Heldin selbst den Mut verlieren, sich tapfer durchs Dickicht zu schlagen. Denn die Frage bleibt ja: für was um Himmels Willen schlag‘ ich mich denn durchs Dickicht. Das heißt, dass die Fragen der Heiligen an sich selbst mitten im Weltgewirbel auftauchen und Unruhe stiften in den Haushalten. Allerdings hört man auch mit angemessener  Aufmerksamkeit von Helfer*innen, die sich wie Motten in ihre flammenden Überzeugungen werfen. Um sie braucht man sich nicht sorgen: sie wissen, was sie tun. So ist aus der großen, unüberschaubaren Masse der Menschen ein Planet der Einzelnen geworden, die unversehens genötigt werden, sich  auf eine vielleicht noch unbekannte Antwort zu konzentrieren, da ein Druck des Unlösbaren unaufhaltsam nach oben drängt. Wo ist oben? Oben ist, wo eine Lichtbirne aufleuchten kann, deswegen nennt der sogenannte Volksmund vermutlich den Kopf eine Birne. Etwas kann da drin zum Leuchten kommen, wenn die Drähte gut verbunden sind, ein Licht kann einem aufgehen, das meist mit Verstehen von etwas in Verbindung gebracht wird und das eigene System darauf anspringt. Natürlich können Systeme auf alles Mögliche anspringen, daher die gedankliche Öffnung hin zu einer Reife, die beinhaltet, dass das jeweilige Ich, einzeln, Verantwortung trägt für den Zustand, den eigenen Zustand also. Wenn der gemeinsam fabrizierte Irrgarten des Menschseins aber selbst und  wie automatisch auf einen Kipp-Punkt hintreibt, die selbst ernannte Mission sich als not possible erweist, dann ist das auch nur ein Gedanke, den man haben kann. Er könnte einen inspirieren, die eigene Vision des Menschseins  hervorzuholen, um sie zum Beispiel auf ihren naiv erscheinenden Idealismus zu übersprüfen. Aber auch hierzu gibt es schon eine Prophezeiung, die einleuchtet. Es ist die überprüfbare Wirklichkeit, mit der Menschen allerorts den realen Vorgang des Dramas reflektieren können. Denn es ist nicht der Zugang zum Wissen, der fehlt, es ist der Wille zur Umsetzung von Gedanken, die weniger dem Menschen selbst schaden, noch seinen oder ihren Mitmenschen.

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