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So, es ist wieder etwas Ruhe eingekehrt am gerne heilig genannten See, wo im fernen Einst einmal ein von Lepra befallener König von der Reinheit des Wassers geheilt wurde. Viele Anekdoten ranken sich um solche Orte, und oft kann man die Verbindungen zu den Geschichten untereinander nur noch mühsam herstellen, also wie kam das Kamel zum Unsterblichkeitsritual, das Karussell zur Fastenkur, das Ei zum Osterhasen usw. Wer das unnötige Herumgrübeln lassen kann, dem wird einiges erspart, aber nicht alles. Es ist ja überall. Fährt man zum Beispiel mal nach München, um Freunde zu besuchen, starrt man verblüfft auf eine Bevölkerung in Lederhosen, Wadenstrümpfen, Dirndl. Aha! Das Oktoberfest!?, und ein Kaiser, der das Volk mitfeiern lassen wollte. In einen ernsteren Konflikt könnte ich allerdings nur kommen, wenn ich entscheiden müsste zwischen Bierkrug, Büttenrede (sollen ja oft sehr klug sein), und See-Anbetung. Ich habe heute mal wieder eine Runde gedreht und vor allem die Sweeper geehrt, die Unmengen von Zurückgebliebenem in ein Irgendwo schieben. Ich besuche den Priester im Krishnatempel, um zu schauen, wie er das Ganze verkraftet hat, obwohl es für die meisten einheimisch Beteiligten vor allem um die Chance geht, mehr Geld zu verdienen. Der Priester priestert, der Händler handelt. Nicht weit von meiner Tür entfernt streckt ein Brahmane lediglich den Ankommenden die fordende Hand hin mit der Bemerkung, er sei Brahmane. Er ist der Ansicht, dass das reicht, um beschenkt zu werden. Eigentlich sollten sie ursprünglich die Gebenden sein, aber das ist überall schwierig geworden gemäß der Zeit, zwischen Geben und Nehmen klar zu unterscheiden. Was ist für mich, und was ist nicht für mich. Wo nehme ich gerne an, wo gebe ich zurück, was mir möglich ist. Soll ich Prithvi, den jungen Bettler, dem bei einem Unfall ein Bein verloren ging, wieterhin anfeuern, irgendeinen Job zu finden, um aus der Bettlersphäre auszusteigen, oder soll ich ihm einfach (weiterhin) einen Schein reichen. So merke ich auf dem Rundgang, dass zwar wesentlich weniger Menschen unterwegs sind, aber alles dennoch weitergeht. Das Baden, das Beten, das Betteln, das…nein, kein ‚B‘ mehr (das Brahmanentum, das Böse, das Billige, die Bettwäsche, das Bienenwachs, die Busfahrten) nein, man muss sich auch weiterhin selbst zur eigenen Ordnung rufen und eben kein ‚B‘ mehr produzieren, wenn man keins mehr will. Außerdem hat der Monat auch noch anderes zu bieten. Er heißt Kartik und ist der bedeutsamste Monat im Jahr und wird auch gerne als das Fest gesehen, wo man seine Liebe vertieft. Da gerade das elektrische Licht verschwunden ist, sehe ich das als einen tief genugen Punkt an, um hier rechtzeitig abzuschließen.

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