zu/lassen

Es gibt so Worte wie „einlassen, zulassen, loslassen“, die einen unterwegs zu unterschiedlichen Zeiten nerven oder erfreuen können. Besonders „loslassen“ wurde ein Erfolgsschlager der verbalen Wissensvortäuschung, bis man selber in die Nähe der ungeheuren Kraftanstrengung kam, etwas wirklich „loslassen“ zu können. Z.B eine Neigung, die man an sich selbst entdeckt und gerne verändern möchte, aber merkt, dass man irgendwo damit hängt in  der eigenen Geschichte und ich mich früher oder später dem betreffenden Punkt in meiner Story  widmen muss, auch wenn ich ihn als Identitäts-Kult oder „Besonderheit“ verkauft habe. Oder auch andere Zugänge finden, die „Verhaftungen“ in freieren Zugang transportieren können. Dann gibt es die kulturellen Bedingungen, die wiederum bestimmte Formen und Phänomene und Gegebenheiten erschaffen, die einander sehr fremdartig erscheinen mögen. In Indien ist es eben nicht möglich, sich an der Wirkung einer persönlichen Psychoanalyse zu erfreuen oder Unterstützung zu finden in einer therapeutischen Behandlung, wo die Chancen zu psychischer Heilung doch sicherlich mehr gegeben sind als die Einstellung, das Leben sei halt auch von Wahnsinn und Leid geprägt, was soll’s. Nur ist das indische Leben nicht von tiefem, persönlichem Interesse am Anderen geprägt, sondern von der Aufmerksamkeit auf gemeinsames Schalten und Walten in den Großfamilien, wo viele Menschen auf engem Raum miteinander auskommen müssen. Hier im Westen dagegen wurde die Ich-Form geprägt und erforscht und zugelassen als vorherrschender Anspruch auf ein selbst gewähltes Leben, das man ja hier zumindest für möglich hält. In der Tat ist es „die Qual der Wahl“, wenn Möglichkeiten und Vorstellungen unbegrenzt scheinen, die Umsetzungen aber der eigenen Vorstellung nicht (mehr) entsprechen oder sich schwerwiegender zeigen, als man dachte. Es ist also ein Glück und „gutes Karma“, wie die Inder sagen würden, wenn man um sich schaut und das Leben, das man erzeugt hat, mit Freude und Wohlwollen betrachten kann. Dazu gehört sicherlich, dass man sich im Augenkontakt mit denen, mit denen man lebt, auch d i e eingeschlossen, die man im erweiterten Kreis liebt,  eine Freude oder einen Zuspruch finden kann zu eigener Resonanzbereitschaft….Oder ist  das auch schon zu fixiert, also eher ein Gefühl des eigenen „Zulassens“ förderlich ist, in dessen Raum man aufatmen und hervorkommen kann und das Verborgene, das in einem schlummert, auftauchen kann und teilnehmen am Spiel, statt sich eben nicht zugelassen zu haben oder nicht zugelassen  zu werden zu dem verborgenen Reichtum der Wesen. Die Entscheidungsklarheit, ob etwas für mich „Ja“ oder „Nein“ ist, muss immer bleiben. Dann kann ich ja offen sein für das Daseiende, denn ich kann mich schützen und verantwortlich mit mir umgehen. Muss ich aber ablehnen und mein System verschließen und kann nicht zulassen, wer und was ein Anderer ist, dann gibt es Stoff zum Denken. Ich meine jetzt d a s Denken, das direkt in den Augenblick führt.

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