nackt

Also nochmal Trump, obwohl es eigentlich gar nicht mehr um Trump geht, beziehungsweise geht es insofern um ihn, dass jede/r, der oder die möchte, aus diesem Erscheinungsbild etwas lernen kann. Nicht umsonst fiel mir gestern das Märchen von Christian Andersen ein, das in seiner Essenz fast jede/r hierzulande im Kopf hat, wenn etwas ganz offensichtlich ist und keiner es sehen will. Aber die klugen Details einer Geschichte sind dann doch noch interessant. Also der Kaiser lässt sich eben von Betrügern phantastische Kleider nähen, die nur von Menschen gesehen werden können, die nicht dumm sind. Natürlich will der Kaiser nicht zu den Dummen gehören und tut so, aus Eitelkeit und innerer Unsicherheit heraus, als ob er sie sieht. Die Anwesenden lügen ihm auch vor, dass die Gewänder ganz prächtig seien und begleiten ihn sozusagen schleppetragend zu einer Parade. Erst ein Kind durchbricht den kollektiven Schwindel, indem es sagt: der ist doch nackt. Das spricht sich im Volk herum, bis es alle sehen: stimmt ja, er ist ja tatsächlich nackt. Da merkt auch der Kaiser, dass das stimmt, entschließt sich aber, einfach weiterhin so zu tun, als wäre er bestens gekleidet. Nun ist es ein Märchen mit dem nötigen Tropfen Wahrheitsgehalt. An mancher Stelle würde man gerne entweder in sich oder draußen so ein Kind haben, das sagt: aber das ist doch s o, und dann könnte man es sehen, wie es wirklich ist. Aber gerade das ist ja in vielen Systemen so schwierig. Wenn ein Jugendlicher im Dritten Reich zu seiner Nazi-Mutter gesagt hätte ‚aber Mutter, die Juden sind doch freundliche, hochintelligente Menschen‘, wäre die Mutter kaum wie durch einen Zauberspruch verwandelt gewesen oder hätte gesehen, dass Juden auch Menschen sind wie sie selbst, nur auch anders, eben auch wie sich selbst. Man hat ja keine Ahnung, auf welche Art von Bedürfnissen es stößt, wenn Trump zu seinen AnhängerInnen spricht, wenn sie in  jubelnde Schreie ausbrechen und Mützen und Schilder mit seinem Namen tragen und schwenken, so als hätte Jesus auf einmal einen Toten erweckt und alle wären erlöst. Der Narzisst kann am narrensichersten als erlösende Autorität auftreten, weil er nicht den geringsten Zweifel ausstrahlt über sich, und das möchten alle supergerne haben: überhaupt keinen Zweifel an sich. Einfach der tolle Hecht oder die begeisterte Frau sein, was für sie ohne die Trumps nicht gewährleistet ist. Immerhin sieht sich da die Hälfte des Landes vollkommen akzeptabel belichtet, während sich die andere Seite gerade ziemlich intelligent durchs Fassungslose hindurchgrübelt und endlich Worte findet für die offensichtliche Nacktheit des Kaisers. Nun  ist zu allem Unheil im Spiel auch noch ein bedrohlicher Spiegel aufgetaucht: es ist das Buch einer intelligenten Frau über ihren Onkel Trump, den sie den gefährlichsten Mann der Welt nennt, weil sie ihn schon seit Kindheit kennt und weiß, er sollte nicht auf die Menschheit losgelassen werden. Und da das Erscheinen des Buches  genehmigt wurde nach wochenlangem Rechtsstreit, wird es nun vom Volk gelesen werden. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses kann man sich auch gerne mal anschauen, dann kann man eine Frau sehen, die duch die erschreckenste Art der Selbstverleugnung (für Geld?) z.B. das Buch der Trump-Nichte voller Lügen genannt hat, obwohl sie es nicht gelesen hatte. Loyalität kann auch ganz schön unangenehm wirken, aber dann ist es wohl keine, sondern eher ein Gemisch aus Geltungssucht und Autoritätshörigkeit, und was sonst noch alles an Komplexem aufzufinden wäre.

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