lebendig

Genauso wenig, wie man keinem Menschen die Existenz absprechen kann, wird man das Lebendigsein eines Menschen leugnen können, denn solange man lebt, gilt man als lebendig. Allerdings erfährt man selbst, wie scheinbar unendliche Facetten des Lebendigseins es gibt, an sich selbst und an den Anderen erlebbar. Der Wunsch nach Dasein und Hiersein und Jetztsein und Dabeisein drückt sich so ziemlich in allen Gruppierungen aus, die sich über bestimmte Gleichgesinntheiten treffen, um das Ideologische günstigerweise in das Lebbare überzuführen. Nun weiß man ja, dass jede/r das Lebendige anders wahrnimmt und anders umgeht mit dieser unerschöpflichen Geistesmasse, durch die sich das Lebendige ausdrückt.Wir kennen auch alle die Hilferufe, wenn das Lebendige irgendwo und irgendwie zu versinken droht, und da, wo Gefühlskälten auftauchen, die eher mit dem Totenreich in Verbindung stehen. Da fällt mir automatisch das Sanskritwort ‚Myrtlok‘ wieder ein, eine Sanskritbezeichnung für diese Erde, die hier als der Planet der Toten bezeichnet wird. Der Priester, der es mir erklärte, meinte, man könne auf diesem Planeten die Lebendigen von den Toten von außen her kaum unterscheiden, da der Grad des Lebendigseins von einem psychischen Erwachen zu sich selbst abhängt, durch den die Sicht auf das Weltgefüge geschärft wird und dementsprechende adäquate Handhabungen des menschlichen Lebens möglich werden. Auch der durch George Floyd bekannt gewordene Satz ‚I can’t breathe‘, den er seinem Mörder vermittelte, ist ein Satz des Zwischenbereichs. Ich hörte ihn auch neulich von einer Frau, als ich sie fragte, was genau denn nun der Trennungsgrund von ihrem Mann gewesen sei, und sie meinte, sie hätte nicht mehr atmen können. Wo man nicht atmen kann, kann man als Mensch noch weiterhin so tun, als wäre das das Leben, das man leben wollte, aber man kann sich gar nicht darin aufhalten, ohne tödliche Substanzen in sich anzusammeln. Man begegnet auch dem Totsein nicht nur bei Gestorbenen, sondern es kann überall auftauchen, an Häuserreihen, unter Ehepartnern, in leeren und bedeutungslosen Begegnungen. Es sieht ganz so aus, als wäre man selbst für das Lebendige in sich verantwortlich, denn wer sollte es sonst sein. Existenz hat man schon einmal bekommen, wenn auch ungefragt, aber immerhin. Nun bleibt es zu sehen, was daraus werden kann in den gegebenen Umständen. Und nicht umsonst spricht man von der Lebensflamme. Von dem Feuer, das in einem brennen kann für etwas, was am Herzen herumliegt und nach Sprache und Raum sucht, um zu werden. Es ist ja ganz verständlich, dass nur dieses Feuer, das man selbst entfachen kann, das eigene Triebwerk in Gang bringt und vielleicht auch beflügelt, sodass eine weitere Sicht der Welt entstehen kann und man an dem Platz sitzt oder steht, der für einen selbst und diese Flamme geeignet ist. Und ja, man ist nicht allein. Und alle Liebenden wissen, dass ihr Feuer entfacht wurde von einem anderen Energiefeld, wodurch wir (u.a.) ungefährlicher werden für Menschen und Tiere und die organische Vielfalt.

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