Frauentag

     Frauen am Frauentag

Heute ist natürlich kein internationaler Frauentag mehr, aber wer sagt das? Es könnte ja einfach so weitergehen, jeder Tag ein Frauentag, oder ein Männertag, oder ein Transgendertag, oder alles gleichzeitig, wie es ja bereits ist.Natürlich habe ich dann im Strom der Ereignisse doch zwei exquisite Süßigkeiten erstanden, denn Reena hat mich angerufen und als Frau zum Frauenchai eingeladen. Sie hat mir erzählt, dass sie zur Segnung ihres Hauses einen Transvestiten eingeladen hatten, mit dem sie sich angefreundet hat. Keiner konnte mir je erklären, warum ihnen die Kraft des Segnens zugesprochen wird, denn sie werden auch bei der Geburt von Kindern zum Segnen gerufen. Reena erzählt mir, dass man glaubt oder eher fürchtet, dass alles, was Transvestiten sagen, sich umsetzt. Wenn sie Geld möchten, gibt man es ihnen aus Angst vor dunklen Worten, die sich bewahrheiten könnten. Dann erzählt sie mir eine Geschichte aus ihrer Krankenhauspraxis, die ich sehr berührend fand. Ein Paar kam vor einigen Wochen zur Beratung (Reena’s Mann ist Arzt, und sie und einige andere Frauen arbeiten in dem kleinen Hospital als Hebammen), da sie keine Kinder kriegen konnten. Fragen und Antworten hin und her. Ja, sagten beide, sie seien sehr glücklich, und ja, sexuell seien sie auch sehr zufrieden usw. Reena wollte dann die Frau untersuchen und fand, dass sie gar keine Vagina hatte, sondern einen ganz winzigen Penis. Da die beiden nur einander in dieser Intimität kannten, dachten sie, so sei es allüberall. Reena brachte es nicht übers Herz, sie aufzuklären, und sagte ihnen, dass sie leider keine Kinder haben könnten, teilweise wegen ihm, und teilweise wegen ihr. Wenn man jetzt die Tiefdenkerei anschubsen würde, kämen komplizierte Gedankengänge dabei heraus, und die vortreffliche Naivität des Geschehens wäre verloren. Ja wie kann man nur, ja, wie können sie nur oder auch nicht…

Dann zeigt mir Reena ein Riesenalbum in einer Riesentasche von einem Riesenfest, das ihre Kinder unbedingt haben wollten, und zwar eine 25 Jahre Ehe-Feier ihrer Eltern. Ich wäre erschütterter gewesen, hätte ich nicht vorher schon von dem Event gehört. Reena war nicht zu erkennen. Sie hatte sich im Beauty Parlour herrichten lassen und er hatte ihre sensible Haut zugepflastert mit betonartiger Maske, dazu Löckchen gedreht und der Körper war umrundet mit einem sehr teuren Kleid. Warum hast du das gemacht?, frage ich, wissend, wie gespalten ihre Ehe ist unter dem jederzeit terrorerzeugenden Ehemann, und sie sagte: für meine Kinder. Die wollten, dass es mal festlich wird und statt Drama: tanzen und fröhlich sein. Deswegen. Als sie nach der Schönheitsbehandlung in den Spiegel schaute, wusste sie , dass es nur einen Ausweg gab, und zwar gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wessen Spiel? Mir fiel der Film „Das Fest“ ein, aber für so einen Bomben-Moment muss man in der Lage sein. Das geht nicht immer, und muss auch nicht immer sein. Meine Lieblings-Anekdote derart singulärer Handlungen ist, als Krishnamurti endlich vor illustrer Gesellschaft zum „Weltenlehrer“ gekürt werden sollte und wohl einige sehr tiefe Erkenntnis gehabt haben musste über den Wahnsinn dieser Inszenierung, in die er eingebastelt war wie eine Marionette. Jedenfalls ging er zum Mikrofon und erklärte in die Mitte der erwartungsvollen Menge, dass er es nicht sei, nix Weltenlehrer also, und sie sollten alle nach Hause gehen.
Auf dem Marktplatz steigern sich die Trommelwirbel. AlokJi hat mir gestern erzählt, dass er, jetzt so in seinen Fünfzigern, als Siebzehnjähriger den Stocktanz hier auf dem Marktplatz mit seinen Freunden eingeführt hat. Es ist nun akzeptierte Tradition, dass vor Holi, dem Farbenchaosfestival, hier tage-und nächtelang stockgetanzt wird. Hunderte von Foreigners sollen allein in einem einzigen Zug heute aus Gokharn angereist sein. Ein besonderer Tag. Ein Tag nach Frauentag.

Bildergebnis für ardhanarishvara

Das Bild zeigt Shiva in der Form des Ardhana Ishvara


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