heiß

Siesta

Hat was, die Hitze. Die Morgende und Abende sind angenehm und ausgewogen, dann kommen die Stunden, wo es besser ist, nicht hinauszugehen, denn die Hitze zehrt auf ihre Weise. Es gibt neue Zeiträume, die zur Verfügung stehen. Wo ist eigentlich das Buch von dem Rinpoche, das ich unbedingt zu Ende lesen wollte!? Selten so wenig gelesen, fiel mir gar nicht weiter auf. Einerseits ist da der eigene Rhythmus, und dann ergeben sich dazwischen die Dinge. Sie kommen auf mich zu und führen zu spontanen Änderungen im Ablauf. Zwei Tage Jaipur mit akzeptablem Essen, ja. Aber dann doch gerne wieder hantieren in meiner alchemischen Mini-Küchen-Ecke, reduziert, aber doch alles da, um mich selbst zu überraschen. Wenn das elektrische Licht ausgeht, alles trotzdem finden. Natürlich auch Kerze und Feuerzeug. Seit wir Foreigners hier sind, gibt es bessere Kerzen. Wenn ich erzähle, dass wir in Deutschland Kerzen lieben und oft brennen haben, sind die Inder erstaunt. Das Einfach-eine-Kerze-anmachen kennen sie nur von uns. Im März und in der Mitte der Hitze erreicht das Gefühl von vollem Drinsein seine natürliche Grenze. Auch für die Einheimischen ist es immer ein Abschied, wenn wir gehen. Das Leben verändert sich. Warum kommst du nicht im Mai, sagt Shivani, da haben wir nichts zu tun. Im Mai! OmG! Schwitzen unter sirrenden Ventilatoren! Wissen, dass kein echter Monsoon mehr auf dem Weg ist. Blutdürstige Armeen von Moskitos hinter jedem Fleckchen Haut her. Dengue Fieber! Nicht mehr funktionierendes Antibiotika, entweder Mensch oder Moskito wurden dagegen immun. Wäre man hier, wäre es natürlich ganz anders. Um 6 Uhr früh schon wieder zuhause in einer schattigen Höhle oder Halle, wo man ungestört bis abends den Tag gestalten kann in luftigem Gewänder-Komfort …Tuch und Turban. Die wollenen Dinge sind eh alle schon gewaschen und weggefaltet. Wohl dem bzw. der, die einen tip-top Lagerraum zur Verfügung hat, um in der zeitlos besungenen Truhe, nun eine Blechkiste mit gutem Verschluss, das unterzubringen, was nicht unbedingt mit in den Okzident muss. Es kann einen auch immer wieder mal nach Monaten von Abwesenheit erfreuen, das vorzufinden, was man nie vermisst hätte. Ach echt, da ist ja noch das kleine Elefantenholzkistchen mit dem goldenen, roten und schwarzen Siegellack drin! Und der Schlafsack, den Leslie mir zurückgelassen und selbst nie benutzt hat, der aber sehr teuer war, denn man kann in ihm noch bei Minus 41 Grad überleben. So was wirft man doch nicht einfach weg. Was, wenn ich mal wieder mit dem Kamel unterwegs bin! Sera Chokri! Always awake. Wo ich am zehnten Tag mit Pawan, dem Kamelbesitzer, am Shivaberg ankam und von einem Sadhu zum Essen eingeladen wurde, der in einem uralten Tempel einen Platz hatte, der war wie von Göttern erbaut. Unten im Fels lief reines Wasser in ein Becken. Achach.Und ringsum nur Stille und Raum, von allen Seiten eine Sicht bis an die Wölbung der Erde.
Unten auf dem Marktplatz beginnen die Vorbereitungen für „Holi“, nicht zu verwechseln mit „holy“. Abende und Nächte mit Trommeln und Stimmungssteigerung bis zum Vollmond. Noch ist Zeit. Gefürchtete Gruppen von Israelis reisen an, um sich im Farbenrausch auszutoben. Na ja, Schritt für Schritt. Ich bin ja heute erst wieder richtig angekommen. Alles schön im Fluß halten…Nu um Nu.

Dann noch ein Memory-Click bei der Rückkehr vom See: 8.3.!
Frauentag! Das Erste, was mir hier vor Ort meistens dazu einfällt ist, dass Frauen heute „freies“ Busfahren haben. Auf groteskeste Weise führen diese Ideen, vermutlich von gutmeinenden Herren ausgebrütet, genau zu dem, was eh schon da ist: kein Platz für die Frau, die sich nun in die überfüllten Busse rangelt, oder durchs Fenster geschoben wird, damit sie das Geschenk auch wahrnehmen kann. Ich bin auch schon ganz vorsichtig geworden mit dem „Es tut sich was“, wenn immer auf Delhi oder Bombay hingewiesen werden muss, wo sich angeblich was tut, fragt sich nur, was. Die wahrnehmbare Bewegung erinnert mich schon etwas an die Sixties im Westen, wo trotz allem Irrsinn doch wichtige Beschränkungen geöffnet wurden. Auch der Weg nach Indien war ein Resultat davon. So ist es augenscheinlich für die junge indische Generation der Weg in den Westen. Zumindest sind sie dem westliche Einfluss total ausgesetzt, und die englische Sprache ein Muss. Da lass ich die komplexe Flut des Themas einfach stehen für heute. Einen guten Tag wünsche ich planetenweit. Eine Jede tue weiterhin und unermüdlich, was sie kann. Möge das zu geistiger Ermüdung neigende Auge allerseits und allerortens hochschrecken und sich in adäquatem Wachsein stabilisieren!
Mere varsan jaia na khali!


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