draußen

Wir wollten durchs Draußen fahren, buchstäblich ins Blaue hinein, denn der Himmel war tatsächlich blau und das Gras war sehr grün. Das fällt mir immer mal wieder in Deutschland auf, wie grün das Gras sein kann. Hin und wieder konnte man sich an einem tiefblühenden Baum berauschen, das hört ja auch nicht auf, diese Überwältigung durch das unbegreiflich Schöne. Dann das Vorübergleiten an einer Waldwüste nach der anderen. Das Holz, so höre ich, soll vielfach nach China transportiert worden sein und werden, und das ist wahrlich eine Menge Abgeholztes, das auf jeden Fall sehr viel Freiraum erzeugt für neue Ideen, die der Zeit und ihren Spuren entsprechen, beziehungsweise unseren Spuren in der Zeit. Wir hatten die Vorstellung eines sonnenbestrahlten Ortes vor Augen, von dem aus man das Ganze genießen konnte. Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass das Auto für mich selbst zu einer der besten Menschenerfindungen gehört: dieses Vorbeifahren am Weltgeschehen, denn überall ist ja Weltgeschehen, und gerade in der Pandemie kann es vorkommen, dass man auf einmal gar nichts vermisst, denn man hat drei der besten Dinge beieinander: sich selbst, den/die Andere/n und das Gespräch, während man dahinrollt im verhältnismäßig Zeitlosen. Das Zeitlose dauert immer so lange, bis etwas anderes geschieht oder von weiterem Zeitlosem abgelöst wird. Wir landeten dann irgendwann an dieser Wasserschlossruine, die in einem Teich förmlich schwebte, denn von dem Einst war kaum mehr etwas übrig, nur die denkwürdige Silhouette, über die es diese in Eisen gegossenen Worte gab plus den Vermutungen, die man zur passenden Geschichte eingeholt hatte und welcher Familienbesitz es mal gewesen war. Wir fanden genau da die wie für uns hervorgezauberte Holzbank mit dem Holztisch. Um unsere Füße herum suchten ein Huhn und ein Hahn nach Körnern, wer konnte ahnen, dass sowas passierte, man hat ja Körner zuhause. Dann stand da ein interessanter Wegweiser nahe der Bank mit sehr vielen Schildern, die mit Kilometerangaben zu Orten w
iesen wie Mexico, Orte in Amerika und Israel usw. Aus dem Gehöft, das direkt an der Wasserschlossabgrenzung lag, trat ein älterer Mann mit vermutlich seinem Sohn, und so konnten wir den Vater befragen nach der Deutung der Zeichen. Zu jedem der Wegweiser hatte er einen Bezug oder war selbst dort gewesen, erwähnte ein adoptiertes Enkelkind und die Orte, wo die Kinder inzwischen lebten. Vor meinen Augen verschwand der blitzschnelle Eindruck, den man sich so macht beim flüchtigen Hinschauen, und ein Mensch trat hervor mit einer reichhaltigen Lebensgeschichte, die man immerhin begleiten konnte bis ins Staunen hinein. In einer offensichtlich für sie gestalteten Einzäunung des Hauses liefen zwei Pfauen herum. Auch sonst war viel los, und wir mussten uns immer wieder von unserem spannenden Thema lösen, in dem das Drinnen sich Raum suchte und fand, um einigen Tieren gerecht zu werden, die sich dort auf der Wiese wie aus einer fremden Kultur stammend bewegten mit langem, zotteligem Haar und wild aussehenden Häuptern. Das alles sieht man natürlich nicht auf meinen Bildern, die mir trotzdem genug gefielen, um nicht auf sie zu verzichten. Und wenn man genau hinschaut, sieht man den leuchtenden Fleck links unten im Bild der Ruine, der dokumentiert, wie sonnig es dort war und dass es schon immer Tore gab.

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