auslösen

Nicht jedes Bild, das unter meinem Pinsel entsteht, löst eine emotionale Empfindung in mir aus – oder doch? Ich weiß nicht, wie das ist, wenn man sich zum Beispiel vornimmt, einen Blumenstrauß zu malen auf einem Tisch. Meine Mutter malte auch mal so einen schönen Strauß, aber es gibt auch Blumenstraußmeisterwerke, die alles beanspruchten, was die geübte Hand ausführen konnte. So ist es dennoch schön, daran teilzunehmen, wenn sich Formen von innen nach außen entfalten, wobei ein gewünschter Anspruch hier nicht fehlen muss. Es gleicht eher einer Fahrt durch das Ungewisse, und während man sich darauf einlässt, entsteht auf einmal das, was man einerseits schöpft, andrerseits noch nicht kannte: Das, was man selbst jeweils ist. So entstand dieses Bild (oben), und als die Träne am rechten Auge sich „zufällig“ formte, dachte ich ‚ach nee‘, das muss nicht sein, so ein Harlekinstropfen. Aber irgendwie fiel mir auf, dass ich mich genauso fühlte wie das, was da hervorgekommen war. Das ist bei aller Unleugbarkeit der Quelle nicht immer so. Man kann auch selbst die Distanzen wählen, die man angemessen findet. An der Quelle selbst muss ja gar nicht so viel herumliegen, eher wenig wegen der unerlässlichen Aufmerksamkeit, durch die Bewegung entsteht und die Archive ihre Informationen senden können. Klar, man ist seine oder ihre eigene Grenze, die aber durchaus auch Sprengkraft besitzt. Ich schaue also auf das Bild und merke, dass etwas, ein Etwas, tief in mich hineingesunken ist und immer noch hinuntersinkt wie die Tinte im Wasserglas. Nicht unangenehm, aber sehr still ist dieses Trudeln. Widerstand ist zwecklos, auch weil die Kraft und der Wille gegen den Zustand fehlt. Eher eine Bereitschaft, das Angekommene zu genießen, jetzt, wo ich weiß, dass es da ist und einen Namen hat. Der liebevolle Blick eines anderen Menschen hat diese Wahrnehmung ermöglicht, und da musste erstmal nicht viel anderes passieren. Es kommt doch sehr selten vor, dass wir uns aufmerksam den Befindlichkeiten Anderer aus ganzem Herzen widmen, oder widmen uns zu sehr den Anderen, sodass wir selbst untergehen, auch wenn es gar nicht danach aussieht. In der Anwesenheit eines oder einer Anderen zu sich kommen zu können, was gleichermaßen für das Gegenüber gilt, das nenne ich auch Liebe.

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