all das

Wenn man die Natur des Illusionären, also die Welterscheinungen, als ein Konstrukt begreift, beginnt es sich wie von selbst als eine definierte Realität  aufzulösen. Jetzt kann ich sehr gut verstehen, warum es beängstigend ist, wenn all das, was man für verständlich hielt, sich auf einmal diesem Verstehen entzieht. Als Erfahrung ist es tatsächlich so, als würde man durch den Tunnel des Nicht-Existenten geschleust werden und keinerlei Gewissheit darüber haben, ob und wie und als wer oder was man eventuell wieder erscheint. In der Tat ist es wie eine große schwangere Leere, und wie bei allen Schwangerschaften kommt es darauf an, in welcher Verfassung dieses ungeheure Geschehen erlebt wird. Wenn es auch hier nicht um das Kind geht, das geboren wird, so geht es doch darum, den Moment des eigenen Schicksals als ein Potential zu erfahren, das von Leere als einer potentiellen Fülle geprägt ist. Das Wohlgefühl, das hier entsteht, hat keine Ursache und wird nicht ausgelöst durch die sogenannten „guten“ Erfahrungen, sondern es ist das Wohlwollen an sich als eine Eigenschaft der Leere. Da wir Menschen oft durch Bestürzung in ein Gefühl der Leere katapultiert werden, birgt das die Gefahr, die Leere als einen Abgrund wahrzunehmen, in dem man auch vergehen kann. Das Undeutbare wird erfahren als das Sinnlose und Sinnleere. Genau das ist sein Potential: die Sinnleere. Wie befreiend und erfrischend ist es doch, etwas nicht deuten und verstehen zu können und sich so weit darin einzulassen, bis es oh Wunder, zur Freude gedeiht, denn es ist ja nicht verschwunden, das schöne Spiel und seine wahrlich unbegrenzten Darbietungen. Die Weisheit der Leere scheint keine Neigungen zu haben, Sein als eine Problematik zu definieren. Im buddhistischen (Zen) ist mir irgendwo dieser Gedanke auch schon mal begegnet und kann eine Menge Empörung auslösen, nämlich dass es in Wirklichkeit kein Problem gibt. Es wird ja nicht bezweifelt, dass, wo immer man hinschaut, alles voller Probleme zu sein scheint, und ist immer nur ein Hinweis auf die Neigung von uns Menschen, Dasein als das Problematische an sich zu definieren, und als das Eine, dem immer was mangelt, immer was fehlt. Und so ungenügend, wie wir uns oft selbst definieren, und als käme es darauf an, Vollkommenheit zu deklarieren als ein ehrgeizig gestecktes Ziel, das einem ja unerreichbar vorkommen muss und daher keinen Zugang anbietet zum „Ganzen“. Die Leere ist das Ganze. Das ganze Potential, die luxuriöse Empore des Zeugenstandes. Kein Ort, ein Zustand, der spontan aufsteigt aus dem Nichts. Wohlwollen. Liebe.

Das Bild habe ich gestern Abend am See gemacht. Es zeigt die Reflektion des Berges, der sich im Wasser spiegelt, und die Lichter, die am See aufgestellt sind. Der junge Mann, beschäftigt mit einem der neuen Spielzeuge der Travellers (ein präzise genähtes Tuch, das man auf einem Finger kreisen lassen kann), kam zufällig ins Bild, obwohl das Bild ohne ihn nicht ganz so ausbalanciert wäre.

 


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