parampara

Das Wort „parampara“ heißt Tradition und ist eines meiner Lieblingsworte in Hindi im humorvollen Sinn. Es könnte auch ein gutes Wanderwort sein….pa-ram-pa-ra etc, und es ist ja wahrlich eine zeitlose Wanderung, die diese Kultur hinter sich und vor sich hat. Wenn in einer Kultur mit Tradition mal so etwas Schreckliches passiert ist wie Kriege, und solche Ideologien wie das „Dritte Reich“ ihr Unwesen getrieben haben, dann ist bei vielen Überlebenden die Verbundenheit mit dieser Tradition erschüttert, und das Fremdsein in ihr nimmt zu. Gut, in Indien gab es auch massive Turbulenzen, aber sie selbst waren nie in Eroberungszügen unterwegs, und es war leicht, sie zu erobern, denn sie haben sich gesehen und sehen sich bis heute als ein friedliches Volk. Vieles davon ist für ferne Himmel gedacht und neue Leben, wenn man wegen seiner Taten in diesem Leben wieder irgendwo neu eingestuft wird, und sich wieder, etwas geläuterter, einreihen darf in den Strom des Geschehens. Die Millionen von Regeln, die sich hier über das vollendete Chaos stülpen und es immer und immer wieder formen gemäß der gleichen hehren Vorstellungen, wie sich ein Mensch auf Erden am besten verhalten sollte, und was ihn an diesem Vorangehen hindert. Heutzutage denke ich, dass es in der Tat diese nahtlose, kollektive Anstrengung ist, auf das „Gute“ ausgerichtet zu sein mit Gedanke, Wort und Tat, die den Hindus so am Herzen liegt, und offensichtlich die Ergebnisse so zufriedenstellend sein können, dass es für die meisten keinen Grund gibt, etwas in Frage zu stellen. Da liegt der Haken. Es gibt immer den Moment, wo Fragen dringend gestellt werden müssen, weil sonst das hilflose Zuschauen vorrangig wird, so, als könnte es gar nicht sein, dass sich schwärzeste Dunkelheit breit gemacht hat, und wie, wo war sie, und warum kommt sie jetzt hervor? Das Wissen ist ja auch kein geheim gehandeltes Produkt mehr, sondern die Throne sind voll mit darauf Sitzenden, und die, die sich als ‚auf dem Weg sein‘ empfinden, müssen entscheiden können, was überhaupt gesucht wird, und ob auch gefunden werden kann. Indien ist immer noch die beste Lebensuniversität, die ich kenne. Alle, die hier durchgepilgert sind und immer noch durchpilgern aus aller Welt, werden etwas für sich Wertvolles mitnehmen, von den Kochrezepten bis hin zur Leere des Staunens. Hier ist das ‚Tat Twam Asi‘ geboren aus dem Hineinlauschen in die Weite. Dort kann man sein Ich getrost in Ruhe lassen.

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