Wind

Heute früh: ratter-ratter an den Fenstern, an den Türen,. Was ist das?, denke ich. Es ist der Wind (das himmlische Kind). Anfang März auf einmal kühler Wind. Gestern 33 Grad, heute Jacke. Ich danke dem Umschwung, denn er ist auch in mir. Im Gegensatz zu früheren Mustern habe ich  meine Monkey-Trauma-Story öfters erzählt, sodass sie genügend ausgedünnt ist, um sich langsam aufzulösen.
Sakshi hat mich gestern besucht und nicht nur mir ihren zukünftigen Mann vorgestellt, sondern auch ihrem Vater, der ihn akzeptabel fand, nachdem er seiner Tochter erst einen großen plumpen Kerl anhängen wollte, nur, weil er einen Doktortitel hatte. Immerhin hat sie es geschafft, eine eigene Wahl zu treffen. Nun waren alle erleichtert und Vivek, der Zukünftige, meinte, es sei doch besser, wenn alle drumherum freundlich gestimmt sind., was ich nur bestätigen kann. Es gibt immer mal wieder Zeiten oder Vorkommnisse, wo man sich in latenter Spannung mit jemandem befindet. Die kann sich meistens in Wohlgefallen auflösen, wenn es Zeit dafür ist. Ich bin ja gerne auf dem Freundshaftspfad. Gelingt es, bin ich beglückt. Familien-und Yogapfad, so genial ich diese Ordnungen im indischen System finde, haben m.E. ihre ursprüngliche Bedeutung zu so einem Ausmaß verloren, dass die Frage wirklich angebracht ist, warum an den Strukturen so gehangen wird. Eine Antwort: es ist der Profit, den man davon hat, daran wird (u.a.) gehangen. Es soll ja ruhig auch Nutzen bringen, aber kein toter Ort für gefangene Geister werden. Freundschaft ist eine tiefe, menschlich verbundene Angelegenheit, bei der die Liebe und die Freude unter uns ihre Wunder vollbringen können. Man ist durch das Einzelsein im Gemeinsamen gut aufgehoben. Die Stunden vergehen, und man ist immer noch gerne da, weil Angenehmes geschieht. Ich finde ja Tempel sehr schön. Es sollte Tempel für die Freundschaft geben. Freundschaftstempel. Man geht hin und sitzt dort herum mit Anderen und pflegt oder kontempliert Freundschaft und Liebe gemäß aktueller Befindlichkeiten und authentischer Erfahrungen. Man kann Gedichte lesen oder drinnen welche schreiben. Kunstvolles könnte auch da stehen, aber nicht zentral wie eine „Murti“, ein Abbild. Es gäbe dann so Menschen wie ich, die da gerne täglich etwas herumkehren würden, weil es ihnen am Herzen liegt, dass es so einen Freiraum gibt. Ein Cafe sollte auch dabei sein, wo man sich erfrischen kann mit einfachen, guten Dingen. Freundschafts-Tempel in Deutschland…hihihohohaha. Diese Inspiration, vom Wind herbeigeweht, spricht mich an, weil auf diese Weise, und allein schon in Gedanken, das Wesentliche zum Vorschein kommt, das der Zeit enspricht: es ist das Menschliche, das unter bedrohlichen Interpretationen des sogenannten „Göttlichen“ vernachlässigt worden ist. Es ist das „Göttliche“, was auch immer man darunter verstehen mag, das benutzt worden ist, um die Vernachlässigung des Menschlichen (was auch immer man darunter versteht) zu übertünchen. Das gilt ganz sicher für Indien. Auch dem westlichen Menschen, der von den Religionen nicht persönlich so pflichtmäßig beansprucht ist, scheint oft etwas zu fehlen. Was fehlt? Hat man einmal sehr viel mehr als das, was man für dieses Abenteuer des Lebens wirklich braucht, Wünsche erfüllt, Süchte bedient, dann tauchen andere Fragen auf. Tauchen sie auf? Welche Fragen?

Das Bild zeigt zwei Freunde am Taubenfutterverkaufsstand.
Man sieht auch, dass der Wind das Wasser bewegt.


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