zis

Es gibt ja durchweg auch noch andere Themen, die einen zur Kontemplation anzuregen vermögen, so als könnte jede Gemüsezubereitung immer nur mit einem Chapati gegessen werden, nein. Zum Beispiel gibt es im Museum Abteiberg in Mönchengladbach demnächst (so höre ich) eine Programmreihe unter dem Namen „Running up the hill“ (nach einem Song von Kate Bush) ‚Feministische Freiräume‘. Jedenfalls soll dort, vielleicht inmitten der Vorbereitungen, ein Mann gesagt haben, er sei ein Zis-Mann, obwohl er schwul sei. Ich wusste nicht, was ein Zis-Mann ist und lernte nun, dass das eine Art Gegenspieler zum Transgender Mann ist, auch nennt man das wohl ein Hebammengeschlecht, was so irre erscheint wie der Begriff „Menschen mit Menstruationshintergrund‘ für eine Zis-Frau, und der wohl aus der Transgendergemeinde kommt. Der Zis-Mann soll also der Mann sein, der sich nicht nur pudelwohl in seinem Männerkörper fühlt, sondern der ab einem bestimmten Alter zeigt, dass er seinem ehemals registrierten Geschlecht getreu geblieben ist. Die meisten Menschen sollen angeblich zisgeschlechtlich sein, was nicht automatisch heißen muss, dass sich alle pudelwohl in ihren Körpern fühlen, wenn auch als solcher registriert. Denn es gibt eben auch die Zis-Frau, und ‚zis‘ oder ‚cis‘ heißt ‚diesseits‘ im Gegensatz zu ‚jenseits‘, was auch ‚darüber hinaus‘ heißt. Ob man etwas über Zissexualität wissen muss, kann niemand bestimmen, außer die transsexuelle Community wird so mächtig, dass das Hebammengeschlecht sich bedroht fühlt. Ein gewisser Volkmar Sigusch befand auf jeden Fall, seiner eigenen Logik folgend, dass, wenn es Transsexuelle gibt, es auch Zissexuelle geben muss. Und wenn man wegen einer politischen Abgrundskrise während der eigenen Geburt keine Hebamme hatte, gehört man dann noch dazu. Oder wollte man vielleicht gar nicht wirklich dazugehören, sondern folgte nur dem eigenen Ruf, der einen mal hierhin, mal dorthin führte. Manchmal gelang es ja auch als vollblütige Zis-Frau, in ein mit strengem Guckloch versehenes Lokal hineinzukommen, weil der Gucklochschauer vermeinte, eine Transgenderperson zu erspähen. Damals in Berlin fand ich das mitunter entspannend, dann mit den verheirateten Männern, die sich dort mit ihren männlichen Liebhabern trafen, gute Gespräche zu führen. Es gab Zeiten, da wollte man doch gar nicht unbedingt wissen, wo man entlanggendered. Irgendwann klärt sich ja alles fast wie von selbst auf, ohne dass die Öffentlichkeit zu viel Notiz davon nehmen muss, nichts gegen Christopher Street Day, da gibt es ja viele Freiräume, wie jeder Zis-Mann und jede Zis-Frau und jeder Trans-Mann und jede Trans-Frau es spielen will oder kann oder muss oder möchte. Habe ich jetzt, an diesem gewaltigen Weltendatum, an dem man weitere Verfallserscheinungen eines einst glamourösen Landes beobachten können wird, etwas Wesentliches vergessen? Nun ja, die unsichtbaren, inneren alchemischen Zusammensetzungen, die in jeder Hinsicht und auf welche Weise auch immer zu einem ursprünglich tantrischen System führen, in dem die Ausgewogenheit zwischen Ei und Spermium eher als eine geistige Übung verstanden wird, die einen befähigt, sich als ein untrennbares Ganzes zu empfinden, kurz: als ein Individuum.

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